Hund entlaufen – was machen?
Wenn Hunde oder Welpen davonlaufen, ist guter Rat für Besitzer oft teuer. In der schwierigen Situation weiß mancher Hundehalter nicht, was zu tun ist. Hier erfahren Sie, welche Schritte Sie gehen sollen, wenn Ihr Hund entlaufen ist.
Hund entlaufen? Schnelles und cleveres Handeln ist gefragt
Selbst wenn es nicht das erste Mal sein sollte: Hunde, die entlaufen, stellen Halter vor eine Herausforderung. Nicht jedes Tier findet ohne fremde Hilfe zurück. Ein erheblicher Unterschied zu Katzen. Wir klären auf, an wen Sie sich im Ernstfall wenden können, welche ersten Maßnahmen Sie ergreifen können und wie es um Hilfsmittel steht, um ähnliche Probleme in Zukunft gar nicht erst entstehen zu lassen!
Experten zufolge entlaufen in Deutschland pro Jahr bis zu 400.000 Hunde. Zum Glück meist nur kurzfristig. Ob nun beim Gassi gehen oder weil das liebe Tier mal wieder die Lücke im Gartenzaun beziehungsweise die offene Haustür als Chance erkannt hat: Angemessenes Verhalten ist jetzt nicht nur wichtig, weil das Tier gewissen Gefahren ausgesetzt ist. Auch aus Versicherungsgründen sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Hund zügig nach Hause findet. Fast jeder Halter erlebt solche Momente irgendwann im Leben, denn gerade junge Hunde sind nun einmal neugierig.
Wichtig ist im ersten Schritt:
Machen Sie sich keine Vorwürfe, sondern handeln Sie besonnen und umgehend. Spätestens nach ein paar Stunden sollten Sie aktiv werden. Und zwar in der richtigen Weise, denn es gibt leider einige Fehler, die Hundehalter unbedingt vermeiden sollten.
Kopfloses Verhalten hilft weder Ihnen noch dem Hund
Zu den typischen Fehlern gehört es zum Beispiel, während des Spaziergangs, bei dem das Tier „abhanden“ kommt, willkürlich hin- und herzulaufen und ständig die Richtung beim Suchen zu wechseln. So finden Sie Ihr Tier höchstwahrscheinlich nicht. Erst einmal gilt es Ruhe zu bewahren. Denn in den allermeisten Fällen kommt Ihr Liebling von selbst an den Ort zurück, an dem Sie Ihnen zuletzt gesehen haben. Sind Sie genau dann nicht da, verstört dies den Hund. Die direkte Umgebung, in der Sie Ihren Vierbeiner zuletzt sahen, sollten Sie hingegen unbedingt suchen. Gibt es eine Lieblingsstelle? Vielleicht einen Teich, in dem „Hasso“ gerne ein Bad nimmt? Dann sollten Sie dort unbedingt nach dem Tier Ausschau halten, statt kopflos und besorgt Ihr Glück zu versuchen. Hilfreich ist es grundsätzlich, wenn Sie Personen beim Suchen um Hilfe bitten, die der Hund kennt und denen er vertraut.
Denn auch fürs Tier ist das Weglaufen eine nervliche Belastung. Dies gilt umso mehr, wenn Hunde von Natur aus eher ängstlich sind. Dann gestaltet sich das Einfangen schwierig und verlangt viel Einfühlungsvermögen und Vorsicht, damit Ihr Hund nicht nochmals weg läuft.
Was kann ich sofort tun? Was ist nach einiger Zeit zu beachten?
Unterscheiden sollten Sie zwischen Sofortmaßnahmen und Ideen, die ein erneutes Entlaufen in. Zukunft vermeiden. So können Halter durchaus vorausschauend planen. Vor allem verhindern Sie durch gute Vorbereitungen auf das Szenario, dass es Wochen oder sogar Monate dauert, bis Sie Ihren Hund wieder in die Arme schließen können. Am ehesten freilich entlaufen Hunde, wenn Sie mit Ihnen durch freies, vielleicht sogar unbekanntes Terrain Spazieren. Aus dem Garten stehlen sich Vierbeiner eher davon, wenn Sie Langeweile haben.
Unser Tipp → Hunde wollen beschäftigt werden!
Wenn Sie dem Tier ausreichend Abwechslung bieten, senken Sie auf jeden Fall die Gefahr des Entlaufens aus Wohnung, Haus oder Garten. Regelmäßig neue Spielsachen und sportliche Herausforderungen (z.B. Agility-Training) sind eine gute Ablenkung, damit der Reiz des Unbekannten oder auch der angeborene Jagdtrieb gar nicht erst zum Risiko wird. Wer einen ängstlichen Hund besitzt, kann durch gezieltes Training für ein besseres Selbstbewusstsein sorgen. Warum das? Nun. Ein Hund, den ungewohnte Geräusche und Umgebungen nicht verschrecken, wird nicht gleich Fluchttendenzen entwickeln. Auf den starken Jagdtrieb reagieren Sie, indem Sie Hunde nicht zu viel Freiraum geben, sie aber konsequent beschäftigen. Sind Hund und Halter nah beisammen, fällt es leichter, das Entlaufen gar nicht erst zuzulassen. Dies soll aber nicht heißen, dass Sie das Tier ständig an der sprichwörtlichen kurzen Leine halten. Jeder Hund braucht Raum, um die Welt zu erkunden – auch beim Gassi gehen.
Bestrafen Sie Ihren Hund nicht fürs Weglaufen
Nun ist es also zum „Worst case“ gekommen. Geraten Sie jetzt in Panik. Noch ist nichts Schlimmes passiert. Die Anspannung ist nachvollziehbar. Wie schon erwähnt, kommen Hunde aber in den allermeisten Fällen nach einiger Zeit dorthin zurück, wo Sie auf Ihren Liebling warten. Zu einem guten Mensch-Tier-Vehältnis gehört nach der Rückkehr übrigens noch ein Aspekt. Verzichten Sie darauf, lautstark zu schimpfen oder gar Bestrafungsmaßnahmen wie gestrichene Spaziergänge oder Kürzungen der gewohnten Leckerlies. Das sorgt eher dafür, dass die „Streuner“ zukünftig ängstlicher auf Krisen reagieren oder widerspenstiger werden. Besser ist ein steter Vertrauensaufbau, damit Ihr Hund weiß, dass er gar nicht entlaufen muss, weil er bei Ihnen einfach am besten aufgehoben ist.
Während der Suche sollten Sie keine aggressiven Töne anschlagen. Rufen und Pfeifen Sie nach Ihrem Hund, wie Sie es unter normalen Umständen tun würden, mit ausreichend hoher Stimme. Kehrt Ihr Hund nach dem Entlaufen nicht binnen Minuten zurück, gilt es den Suchradius auszuweiten. Hilfreich ist es wie gesagt, wenn dem Hund bekannte Personen helfen– beispielsweise Ihre Kinder, wenn diese viel Zeit mit dem Vierbeiner verbringen.
Hilfsdienste berechnen teilweise Gebühren fürs Einfangen des Hundes
Wenn Sie auf Helfer vertrauen, sollten Sie allerdings beachten, dass sich manches verängstige Tier nicht ohne Weiteres fangen lassen wird. Um Verletzungen durch den Widerstand bei Mensch und Tier zu verhindern, kann als letzte Option eine Lebendfalle erforderlich sein. Die Adresse der Wahl bei solchem Bedarf sind Tiersicherungsdienste, die es heute in fast allen Regionen Deutschlands gibt. Wenn gar nichts hilft, um das Tier zu beruhigen, muss eventuell eine Distanznarkose eingesetzt werden. Die Kosten für die Hilfe eines privaten Dienstes liegen oftmals bei 100 bis 200 Euro, Vereine finanzieren sich aus Spenden, sodass die Hilfe vielfach gratis ist. In Suchmeldungen müssen Sie hingegen keinen Finderlohn ausloben. Echte Tierfreunde möchten auch ohne Belohnungen helfen, weil sie die Situation vermutlich selbst schon einmal so oder so ähnlich erlebt haben. Sie entscheiden selbst, ob Sie eine kleine Prämie ausloben möchten.
Lassen Sie vertraute Gegenstände am Ort des Geschehens zurück
Bei der Suche auf eigene Faust sollten generell nicht einfach den letzten Ihnen bekannten Aufenthaltsbereich des Tieres verlassen. Legen Sie wenigstens einen Gegenstand wie eines Ihrer Kleidungsstücke ab, bevor Sie sich suchend entfernen. Gerade im Hochsommer ist es zudem sinnvoll, eine ausreichend große Wasserration zu hinterlassen. Vielleicht auch etwas Futter. Alternativ kann ein Helfer die Stellung halten, damit Sie selbst zum Suchteam stoßen können. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es in der Umgebung einige Orte, an denen sich Hunde gerne gemeinsam aufhalten. Diese Orte, an denen Ihr Vierbeiner Freunde wähnt, sind stets gute Anlaufstellen für die Suche.
Stellen Sie sich unbedingt diese Frage:
- Welche Orte in der Gegend haben Sie oft mit dem Tier aufgesucht?
- Haben Sie unweit der Hunderunde geparkt?
- Ist Ihr Zuhause relativ nah gelegen?
- Könnte Ihr Hund von anderen Hundehaltern gesehen worden sein?
Meist sucht man dieselben Orte auf, an denen auch andere Hundehalter unterwegs sind. Diese anzusprechen kann sich bezahlt machen. Sollten Sie nicht allzu weit von Zuhause weg sein, rufen Sie die Familie oder einen Nachbarn an. Mancher Hund entläuft und findet den Weg zum Wohnort allein.
Was noch zu tun ist: Polizei, Tierschutzverein und Co. kontaktieren
Werden entlaufene Hunde gesichtet oder vertrauen sich ängstliche Tiere aus lauter Verzweiflung vielleicht einer fremden Person an, werden die vorübergehenden Betreuer in aller Regel die Polizei über ihren tierischen Fund benachrichtigen. Auch der örtliche Tierschutzverein, der Deutsche Tierschutzbund oder das regional zuständige Forstamt können guten Adressen sein. Es gibt bundesweit Melderegister, der Tierschutzbund etwa betreibt auch eine Notfall-Hotline. Vermisste Hunde können dort gemeldet werden. Das Motto sollte lauten: Lieber einmal zu oft und zu früh anrufen! Zurücknehmen können Sie Ihr Gesuch immer noch. Geben Sie eine Nummer für Rückmeldungen an, unter der Sie jederzeit angerufen verfügbar sind. Der Hinweis auf die Forstbehörden ist in besonderer Weise wichtig, wenn Ihr Hund im oder wenigstens in direkter Nähe zum einem Wald entlaufen ist. Vielerorts wird mittlerweile engmaschig mit Wildkameras gearbeitet. So stehen die Chancen gut, dass das Tier aufgenommen wurden.
Hund entlaufen: Suchanzeigen vor Ort und via Social Media verbreiten
Spätestens nach einigen Stunden wird jeder Hundehalter allmählich nervös und dies ist mehr als verständlich. Kopflos sollten Sie dann nicht werden. Jetzt haben Sie mehrere Möglichkeiten zur Erweiterung Ihrer Suchmaßnahmen. Früher waren die selbst gestalteten und an Bäumen angebrachten oder von Hand verteilten Plakate die einzige relevante Methode für die Einbindung von Anwohnern.
Die Suchanzeigen sollten folgendes enthalten:
- Eine Kontaktadresse mit Telefonnummer
- ein möglichst aktuelles Foto des Tieres samt Beschreibung des Aussehens
- ein Verweis auf den letzten bekannten Aufenthaltsort
- besondere Merkmale wie ein auffallendes Fellmuster, eine Behinderung, etc.
Soziale Medien wie Facebook und Twitter sowie Internetseiten von Vereinen wie TASSO oder dem Deutschen Tierschutzdienst offerieren online eigene Register, in denen Sie sich mit Ihrer Suche ebenfalls eintragen können. Durch spezielle Gruppen bei Facebook weiten Sie die Suche teil erheblich aus. Teilen andere User den Eintrag, wächst das Einzugsgebiet im positiven Sinne dramatisch. So werden auch Tierfreunde in umliegenden Städten auf das Problem aufmerksam. Binnen einiger Stunden kann ein verstörter Hund durchaus lange Strecken zurücklegen. So ist nicht garantiert, dass sich das Tier überhaupt noch in Ihrer Umgebung aufhält. Wenn Sie von Helfern Hinweise erhalten, sollten Sie diese unbedingt notieren und miteinander abgleichen. So kann mit etwas Glück das Bewegungsmuster des Tieres nachvollzogen werden, um in der richtigen Gegend zu suchen.
Klassische Medien ebenfalls in die Suche nach dem Hund einbeziehen
Etwa 48 Stunden, nachdem ein Hund entlaufen ist, sprechen Experten von Langzeitsuchen und ähnlichen Begriffen. Spätestens jetzt gilt es den Radius Ihrer Suchmaßnahmen wesentlich auszuweiten. Örtliche Radiosender oder Lokalzeitungen und Magazine bieten teilweise gesonderte Rubriken, in denen Ihr Gesuch gut aufgehoben ist. Behörden sind ebenfalls ab diesem Moment eine Hilfe – kontaktieren Sie nun auch Kliniken für Tiere oder Tierheime. Bis verletzte oder geschwächte ältere Hunde dort landen, dauert es meist eine kleine Weile. Nach zwei Tagen aber sollten Sie die Einrichtungen auf jeden Fall Tierkliniken und Heime kontaktieren. Insbesondere wenn der entlaufene Hund Medikamente benötigt, ist Zeit ein rares gut. Hier empfiehlt es sich, möglichst schnell alle Register für die Suche zu ziehen.
Hunde helfen Hunde suchen
Wenn Menschen bei der Suche an ihre Grenzen gelangen, müssen Sie keineswegs die Flinte ins Korn werfen. Vermutlich gibt es irgendwo in Ihrer Umgebung ein Suchhundezentrum oder eine Rettungshundestaffel. Die Vierbeiner dieser Anlaufstellen erweisen sich nicht nur bei der Suche nach von Lawinen oder Erdbeben verschütteten Menschen als extrem hilfreich. Die bestens ausgebildeten Hunde können auch bei der Suche nach Ihrem entlaufenen Hund ans Ziel führen. Und so werden Sie hoffentlich schon bald Ihren Hund wiederfinden – selbst wenn er oder sie nicht alleine nach Hause findet.
Wie bereite ich mich auf das nächste Entlaufen vor?
Vorsorge ist immer der beste Weg, um kritische Situationen zu verhindern. Durch eine gute Hundeschule zum Beispiel. 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Dennoch können Sie kommende Suchaktionen zum Beispiel durch die Kennzeichnung Ihres Tier mittels Chip im Nacken oder durch die Eintragung in verschiedene Tierregister deutlich abkürzen. Der Chip mit 15-stelligem Code wird beim Tierarzt unter die Haut injiziert. Ärzte und Tierheime können die Daten mit einem Lesegerät abrufen und Tiere zuordnen. Halsbänder und Hundegeschirre sind ebenfalls gut zur Übermittlung wichtiger Kontaktinformationen wie etwa die Handynummer des Halters geeignet. Auch GPS-Sender im Geschirr sind eine Option. Neben dem Chipping ist auch nach wie vor das Tätowieren einer individuellen Kennnummer ins Ohr oder im Schenkelbereich gängige Praxis.
Sind Sie gegen den Ernstfall versichert?
Manchmal kommt es zu Schäden, wenn Ihr Hund entläuft. Autounfälle, Wildschäden und andere Folgen des Entlaufens können ziemlich teuer werden. Eine Hundehalterhaftpflichtversicherung lohnt sich für jeden Hundefreund, gleiches gilt in vielen Fällen für eine Hundekrankenversicherung, sollte Sie Ihr Tier während des eigenständigen Ausflugs verletzt haben. Sollte Ihr Hund entlaufen, ist am Ende vor allem eines wichtig: Sie müssen eine kühlen Kopf bewahren und Schritt für Schritt planen!